Ganzheitliches Diversity Management kann Lohn-Nachteile für Schwule und Bisexuelle verringern

„Aktives und ganzheitliches Diversity Management kann den vom DIW festgestellten Lohn-Unterschied zwischen homo- und heterosexuellen Männern verringern“, erklärt Michael Kauch, Vorsitzender des Völklinger Kreises.

Der Berufsverband schwuler Führungskräfte und Selbständiger bezieht sich dabei auf das sozioökonomische Panel des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, nachdem die befragten homo- und bisexuellen Männer niedrigere Stundenlöhne erzielen als die befragten heterosexuellen Männer.

Lohn-Unterschiede können zum einen aus einer unterschiedlichen Berufswahl erwachsen. So sind die befragten schwulen und bisexuellen Männer unterdurchschnittlich im öffentlichen Dienst und im gut zahlenden produzierenden Gewerbe tätig. Dies kann mit einer Unternehmenskultur in manchen dieser Branchen zu tun haben, die nicht ausreichend auf Vielfalt setzt. „Das schreckt den schwulen Berufsnachwuchs ab“, so Kauch.

Außerdem entstehen Lohn-Unterschiede durch schlechtere Aufstiegschancen. Andere Studien zeigen, wie wichtig es hierfür ist, offen mit seiner sexuellen Orientierung umzugehen und dafür auch Wertschätzung zu erfahren. „Dies ist ein zentraler Ansatzpunkt von Diversity Management, dem sich die Personalentwicklung von Unternehmen und Verwaltungen stellen muss“, betont der VK-Vorsitzende.

Der VK weist allerdings auch darauf hin, dass die Studie ein deutliches Verzerrungspotenzial aufweist: der Anteil der homo- und bisexuellen Befragten beträgt nur etwa 1 Prozent des Panels, während die Schätzung des Bevölkerungsanteils bei 5 bis 10 Prozent liegt.

Vermutlich ist die Befragungsmethode nicht optimal, um eine offene Beantwortung durch die Befragten sicherzustellen.

Dies wird dadurch gestützt, dass gerade jüngere Befragte deutlich häufiger angeben, homo- oder bisexuell zu sein als ältere. Das Durchschnittsalter der befragten Homo- und Bisexuellen liegt dadurch zehn Jahre unter dem der Heterosexuellen – was Auswirkungen auf die gemessenen Stundenlöhne haben dürfte. Zudem ist die Frage nach der sexuellen Orientierung in den Kontext einer Partnerschaft gestellt, was zu weiteren Verzerrungen führen kann.

Die Studie kann somit Tendenzen verdeutlichen, ist aber vorsichtig zu interpretieren. Dies macht den weiteren Forschungsbedarf deutlich. Michael Kauch:

„Wir regen daher an, hier auch von der öffentlichen Hand Forschungsprojekte zu unterstützen. Nur so bekommen wir ein valides Bild der Realität, auf dessen Grundlage dann die richtigen Maßnahmen ergriffen werden können.“