Regionalgruppe Bremen: Ein Wochenende in Krakau

Sieben Mitglieder der Regionalgruppe Bremen begaben sich am letzten Aprilwochenende gemeinsam auf eine Bildungsreise in die polnische Stadt Krakau.

Wir bedanken uns bei Georg von der Regionalgruppe Bremen, einem langjährigem Mitglied des Völklinger Kreis. Er hat das Wochenende für uns in einem persönlichen Reisebericht zusammengefasst. Für die Bilder danken wir Adrian (RK der Regionalgruppe Bremen).

 

 

Ein Wochenende in Krakau

Ein persönlicher Reisebericht

 

Freitag, 29. April 2022 04:00
Adrian und Thobi setzen ihre siebensitzige Sänfte in Gang, um weitere fünf VKler aus Bremen und Umgebung einzuladen. Ziel: Krakau. Wir schweben los.

16 statt geplant 11 Stunden später kommen wir an. Nach mehrstündigen Zwischenlandungen. In einem Lokal vor der Grenze mit bärbeißiger, dann freundlicher Bedienung, in Staus ohne Ende, auf ein paar Raststätten. Ohne das geplante Abendessen (Platz im Bauch für später). Gute Unterhaltungen. Die Stimmung ist gut und lustig. Gelegenheiten zum Beine Vertreten und auf der Decke liegen an der Autobahn gibt es genug. Uns treibt keiner.

Abendliches Konzertbesuch: Hr. Professor Pawel Kubica spielt Chopin

Chopin ist ein wichtiger Teil der Kulturgeschichte Polens. Beim abendlichen Konzertbesuch mit Hr. Professor Pawel Kubica am Flügel.

 

Samstag, 30. April 2022
Krakau begeistert. Adrian führt uns zunächst nach Nowa Huta, das in der Sowjetzeit erbaute Viertel mit vielen Siedlungshäusern, Schulen, Grün und sogar einer so modernen wie geschmackvollen Kirche, in die wir leider nur hineinsehen können. Ein Paradies für Kinder.

Dann kreuzen wir, nun elektrisch betrieben und per Audioguide aufgeschlaut durch das jüdische Viertel Kazimierz mit seinen vielen Synagogen, Gassen, Geschäften, Lokalen. Ein sehr junges und entspanntes Viertel. Wir genießen die ersten Piroggen der Reise. Und noch einiges anderes aus der Karte. Suppe im Brot und das größte halbe Hähnchen aller Zeiten zum Beispiel. Nun Gelegenheit zum ausführlichen Powernap im Hotel.

Abends dann ein Highlight. Musik vom berühmtesten polnischen Komponisten, dessen Liebesbriefe an seinen Geliebten die kirchengetriebene Regierung eigentlich verschwinden lassen wollte: Frederik Chopin. Professor Pavel Kubica begeistert mit einer äußerst dynamischen Vorstellung von Mazurken, Préludes, Walzern und Polonaisen, die Chopin schon allein wegen fehlenden Konzertflügels derart wohl nie erlebt haben kann.

Unsere Reisegruppe auf dem Krakauer Hauptmarkt.

Dann Dinner im SZARA GES, einem traditionellen Lokal mit guten Speisen, genüsslichem Stöhnen zu Piroggen, Entenbrust, Käsekuchen und ansprechendem Personal.

Eine dreiköpfige Delegation in die Szene gesandt und der Rest geht ins Bett. Ausschlafen.

 

Sonntag, 1. Mai 2022
FRÜHstück (die Delegierten schaffen es nur zu 2/3) und schon geht es in die Altstadt zum Barbakan, einem Wehrturm der Stadtmauer. Tomasz Gorny, Touristenführer aus Begeisterung, führt uns von da durch die wunderschöne, liebevoll rekonstruierte Innenstadt, zur Wawelburg, zur Königsstrasse, zur Universität, zu Märkten mit ihren unterschiedlichen Geschichten, zu den Tuchhallen, zur Marienkathedrale.

Mit Augenzwinkern erläutert er uns die unglaubliche Zahl der Kirchen und erklärt, dass zerstörte Kirchen in den letzten Jahrhunderten auch mal nicht wieder aufgebaut wurden, da sie eh zu dicht standen. Und vieles mehr aus seinem Wissensschatz. Die Stadt brummt von zehntausenden Coronabefreiten. In der Pause ergattert Thomasz in letzter Minute noch ein Gewölbe zum Essen.

Livespiel im Jazzclub u Muniaka

Der Jazzclub u Muniaka. Gegründet von Janusz Muniak, eine der schillerndsten Figuren des polnischen Jazz. Koloss des Saxophons. Er spielte in den Bands von Trzaskowski, Komeda, Stańka und Ptaszyn und leitete in den letzten vier Jahrzehnten seine eigenen Bands.

Beeindruckend ist auch seine Schilderung des Auf und Ab in der polnischen Geschichte, der Stetigkeit und Wehrhaftigkeit der polnischen Identität trotz fast lückenloser Überfälle aus den benachbarten Diktaturen. Und nicht zuletzt der großen Solidarität mit der Ukraine, ihrer Freiheitsliebe und ihrem Mut, sich nicht wieder unterdrücken zu lassen. Seelenverwandtschaft.

Die tief im Volk verwurzelte Homophobie, von der wir allerdings nichts bemerken, führt er auf die priesterlichen Kanzeltiraden zurück. Bei den Jugendlichen gebe es aber eine Tendenz zur Hinterfragung der Kirche.

Dann geht’s in die Alchemia, ein Kneipenurgestein, in dem schon Adrians Uroma gesessen, auf ein (weiteres) Bierchen zu Fuß in Richtung Hotel. Dies nicht ohne Pause für eine 2 Liter Kanne Weizen für alle, im ehemaligen Straßenbahndepot. Abends dann erst Livemusik zu leckeren Speisen im Piano Rouge. Und ab in den Jazzkeller bei Muniak, eine der ältesten Jazzbars Krakaus. Herrlich, aber nächsten Morgen geht’s früh los!

 

Montag, 2. Mai 2022
Unsere Vertreter der arbeitenden Bevölkerung (Stolz!) konnten sich einen Tag frei nehmen. Um sich nun in 11 Stunden stauarmen Verkehrs zuzüglich drei Stunden wunderschönsten Breslaus mit atemberaubenden Plätzen (und leckeren Piroggen 😊) und Suche nach kleinen Bronzezwergen von Adrian und Thobi nach Hause wiegen zu lassen. Besser geht’s nicht.